1863 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Flathe, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
63
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An den Abhängen höherer Gebirge gibt es 3 Niederschlagsregionen über ein-
ander, unten die Region des Regens, in der Mitte die des veränderlichen Nieder-
schlags und oben die des Schnees. Ihre Grenzen sind gekrümmte, mit der Erdober-
fläche nicht parallele Flächen, die am Äquator am höchsten liegen^und nach beiden
Polen hin sich znm Niveau des Meeres senken. Die Grenze des, Schnees und des
veränderlichen Niederschlags (Schneegrenze, Schneelinie) liegt am Äquator wenigstens
15000 (Dorf Shipki in Dübel fast I6000f. hoch), am Nordabhange der Alpen 7800 F. hoch,
am Nordrande Asiens im Niveau des Bteeres; die des veränderlichen Niederschlags und
des Negers am Äquator 11000, am Ätna 1500 F. hoch und berührt am Südrande des
europäischen Festlandes bereits den Spiegel des Vteeres. Die Region des Regens gehört
nur der gleichnamigen Zone,Ine des veränderlichen Niederschlags der gleichnamigen Zone
und der desnegens, die des «Lchnces dagegen allen Niederschlagszonen an. In der Zone
und Region des Schnees hört alles organische Leben auf. Weder Thiere noch Pflanzen
haben in den kalten unwirtlichen Einöden eine Heimat gefunden. Nur in der
Tiefe des Oceans und an der Küste, wo örtliche Verhältnisse eine Bucht von der
Eisdecke frei halten, finden sich einige Thiere. In den Zonen und Regionen des
Regens, wo Schnee und Eis unbekannt sind, ist die Natur in fortwährendem Wir-
ken und Schaffen und zeigt sich in ihrer größten Fülle und Kraft. Hier ist die
Heimat der größten und schönsten Thiere, der größten und köstlichsten immergrü-
nen Pflanzen, die fortwährend Blüten, unreife und reife Früchte zugleich tragen.
Der Mensch findet hier Alles, was er zum Leben bedarf, fast ohne Mühe und An-
strengung. In den Zonen und Regionen des veränderlichen Niederschlags ist fort-
während Wechsel und Veränderung. Ja der warmen Jahreszeit wachsen und blühen
die Pflanzen, reifen ihre Früchte, ist die ganze Natur von Thieren belebt; in der
kalten Jahreszeit dagegen sind die ihrer Blätter beraubten Pflanzen im winterlichen
Schlummer, die meisten Thiere sind nach wärmeren Ländern gezogen, haben sich in
Nordrande von Asien, auf den Inseln' des Eisoceans, das Festland von Amerika
kaum berührend. Jede Nicdcrschlagszone bildet eine große zusammenhängende Fläche,
doch liegen in der Zone des Regens und der des veränderlichen Niederschlags insn-
larisch einzelne, hohe Gebirge mit andern Niedcrschlagsformen.
Fig. 24.
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der Oberfläche (Trüffeln), die meisten nur mit den Wurzeln im Lande wachsen; 3)
Sumpfpflanzen, z. B. Binsen, Wiesenkresse; 4) Schmarotzerpflanzen, z. B. das
Moos an den Bäumen.
Von allen Vegetabilicu sind die Landpflanzen am zahlreichsten. Während im
Ocean die Thiere vorherrschen, sind ans dem Lande die Pflanzen am meisten ver-
breitet.
§. 170. Vaterland. Verbreitungsbezirk.
Das Vaterland einer Pflanze ist ihre ursprüngliche Heinrat, von wo sic sich
allmählich weiter verbreitet hat; der Verbrcitungsbezirk dagegen der Erdraum, in
welchem sic vorkommt. Perrr xinb Chile z. B. ist das Vaterland der Kartoffel, ganz
Amerika und Europa, Afrika und ein Theil vorr Asien ihr Verbreitungsbezirk. Eine
Pflanze gedeiht in der Mitte ihres Verbreitungsbezirks am besten, weniger gut an
der Äquatorial- und an der Polargrenze desselben. Der Weinstock z. B. gedeiht am
besten in den Ländern der gemäßigten Zone zwischen dem 30. itnb 40. Parallelkrcise,
während cs ihm in der Nähe der Wendekreise schon zu heiß, in Norddentschland
schon zu kalt ist. Der Verbrcitungsbezirk einiger Pflanzen ist sehr klein (der Zimmt
vorzugsweise auf Ceylon), während der anderer, z. B. der Palmen, der in den nörd-
lichen Polarländern wachsenden Pflanzen, einen Gürtel rings um ¡die Erde bildet.
Einzeln vorkommende (Seidelbast, Lichtnclkc) imb gesellige Pflanzen (Gräser, Ge-
traide, Laub- und Nadelholz), die in der heißen Zone nicht zahlreich sind.
§. 171. Verbreitungsbezirk der wichtigsten Nahrungspflanzen.
A. Verbreitungsbezirke der Pflanzen, deren Früchte zur Nahrung dienen:
a) Gctraidcartcn: J) Gerste hat unter allen Getraidearten den größten Ver-
brcituugsbezirk, findet sich wild in der Tatarei und Sicilien, angebaut von der äußcr-
* stcit Culturgrenze bis zu den unter dem Äquator 3000 — 4000 F. hoch gelegenen,
ist jedoch nur am Nordrande ihres Verbreitungsbezirkes das einzige Brodkorn; 2)
Hafer in großer Ausdehnung in Schottland und Westfalen als Nahrung für Men-
schen, in Norwegen, Schweden, Nnßland und Deutschland, besonders im öl allge-
mein als Viehfutter; 3) Roggen dient in Nord- und Mitteleuropa allgemein (in
England selten) als Brodkorn; 4) Waizen ist die Haupteultnrpflanzc in England
und Frankreich, in Deutschland und weit nach Osten, doch im allgemeinen südlicher als
der Roggen, wird auch am Mittelmeere wie in Nordamerika, in Chile und den ar-
gentinischen Staaten gebaut; 5) Reis ist das Hauptnahrungsmittel in Ost- und
Südasien, in Südenropa nördlich bis in die Lombardei, in Nordafrika, auch iu
Amerika; ernährt wol die größte Zahl von Menschen und erzeugt ans gleichem Raume
die größte Menge von Nahrungsstoff; 0) Mais wird am meisten in Amerika, seiner
Heimat, in Mitteldeutschland und Frankreich gebaut, liefert in der heißen Zone
einen bedeutenden Ertrag.
t>) Bäume: 1) Die Kastanie wächst wild in allen Berggegenden Südenropas,
auch in Kleinasien, ist in Limousin, Perigord, den Waldenserthälern Piemonts und
einigen Apennincnbezirken die gewöhnliche Nahrung der Bewohner, in andern Ge-
genden nur ein Zugemüse; 2) die Olive wächst in der nördlichen und südlichen
Halbkugel der alten Welt zwischen dem 35. und 44. Parallel, auch an der Westküste
Amerikas; 3) die Dattelpalme, deren Heimat das nördliche Afrika (Biled-ul-gerid),
wächst jedoch südlich voni Senegal nicht mehr, wol aber in Südwestasien bis zum
Indus, auch in Südeuropa; 4) die Kokospalme in allen Tropenländcrn der alten
und neuen Welt; 5) derbrodbaum, dessen Heimat die ostindischcn und australischen
Inseln am Äquator, ist auch nach den Antillen, nach Guyana und Brasilien ver-
pflanzt, wächst kaum bis zum Wendekreis; 3 Bäume reichen hin, einen Menschen
8 Monate lang zu ernähren; 6) die Frucht der Pandanc macht ans den Radakinseln
und den Carolinen die Nahrung der Bewohner ans, steht aber der Brodfrucht nach;
7) die Banane findet sich iu allen Tropenländern; derselbe Raum, welcher 1000 Pfund
Kartoffeln liefert, bringt in viel kürzerer Zeit 44000 Pfund Bananen hervor; ein
Land, das mit Waizen besäet, 1 Menschen ernährt, nährt mit Bananen bepflanzt
25 Menschen reichlich.
B. Verbreitnngsbezirke der Pflanzen, deren Mark und deren Saft zur Nah-
rung dient:
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1) die Sagopalme auf den ostindischeu Inseln und in Siam liefert das Sage-
mehl, das außerdem noch von andern Palmen gewonnen wird; 2) der Kuhbaum in
Südamerika, besonders in Caracas, liefert wohlschmeckende Milch.
C. Verbrcitungsbezirke der Pflanzen, deren Wurzeln und Knollen zur Nah-
rung dienen:
1) die Kartoffel §. no; 2) die Batate liefert der Kartoffel ähnliche, aber süße
Knollen, bat ihr Vaterland in Indien, wird in den Tropengcgenden allgemein, doch
auch in den subtropischen Ländern, selbst in Portugal, Spanien und Frankreich ge-
baut; 3) die Bams, deren nahrhafte und wohlschmeckende, der Kartoffel ähnliche Wur-
zeln gerostet und gekocht statt des Brodes gebraucht werden, wächst in Ostindien wild,
wird aber in allen heißen Ländern der alten und neuen Welt gebaut; 4) der Mani-
hot- oder Casfavestranch, aus dessen Wurzel man Maniocmehl und Cassavebrod ge-
winnt, wächst in Amerika ju beiden Seiten des Äquators bis zum 30. Parallel;
5) die Wurzel von Tarro, Arum esculentum, bildet die gewöhnliche Nahrung der
Bewohner der australischen Inseln und anderer heißen ^Länder; 6) die Wurzel der
Aracacha dient den Nord- und Siidamerikanern zur Nahrung; 7) die Wurzel der
Pfeilwurz, Arrow Root, in Südamerika, Westindien und Ceylon liefert ein sehr
gutes Mehl.
8. 172, Flora. Physiognomie der Erdränme.
Sämmtliche Pflanzen eines größern oder kleinern Erdraums, jedes Erdgürtels,
jedes Oceans, Erdtheils und einzelnen Landes bilden die Flora desselben. Jede Erd-
gegend erhält vorzugsweise durch ihre Flora ihren eigenthümlichen Charakter, ihre
besondere Physiognomie. Eine Gegend im nördlichen Europa z. B., wo unschöne,
dunkle Moose den Boden bedecken/ wo nur beerentragende Gestränchcr, aber keine
Bäume und keine Wälder vorkommen, hat ein ganz andres Anschn, als eiue Gegend
Mitteleuropas, in der schöne grüne Wiesen das Auge erfreuen, in der sich Getraide-
felder, nördl. Obstbäume, Laub- und Nadelholzwälder finden, und diese wieder
ein niederes, als eine Gegend in Südeuropa, wo die Myrthe und der Lorbeer grünt,
die Citrone und die Mandel blüht, der Granat und der Oleander, selbst die Palme
wächst.
Groß aber verschieden ist der Einfluß, den die Physiognomie der verschiedenen
Floren auf die Gemüthsstimmnng und den Charakter, ans die Geistcsrichtnng und
die Cultur der Menschen ausübt. Die Normannen und die Griechen.
Charakteristik der Vegetation in den verschiedenen Crdräumcn.
§. 173. Vegetation I. des Landes und der Oceane, Ii. der Zonen und
Regionen.
Das vegetabilische Leben ist zwar über die„ganze Erdoberfläche von den: Grunde
des Meeres bis auf die Gipfel der Berge, vom Äquator bis zu den Polen verbreitet;
da es aber in den innigsten Beziehungen zu den klimatischen Verhältnissen steht tz. igi
und diese so große Verschiedenheiten zeigen, so ist es natürlich, daß die Vegetation
in bcn einzelnen Erdränmen einen so verschiedenen Charakter hat. Diese Verschie-
denheit zeigt sich
I. in der Vegetation des Landes und der Oceane. Auf dem Lande ist die
Formvcrschiedenhcit, die Mannigfaltigkeit der Bildungen, wie die Fülle und Masse
der Vegetation unendlich größer als im Ocean; dort sind die Pflanzen vollkommener
als hier, wo nur blütenlose mit dunkeln unschönen Blättern vorkommen §. 125;
Ii. in der Vegetation der einzelnen klimatischen Zonen und Regionen.
a) in den Zonen besteht die Verschiedenheit
1) darin, daß die Vegetation an Fülle und Masse von den Polen nach dem
Äquator zunimmt. Diese Zunahme ist nur da unterbrochen, wo Feuchtigkeit, wie
in der großen Wüstenzone der alten Welt, oder wo Wärme fehlt, wie ans Pen höch-
sten Bergen. An den Polen ist,Per mangelnden Wärme wegen nur ein höchst dürf-
trges vegetabilisches Leben, am Äquator aber ist besonders da, wo Wärme und Feuch-
Ugkert zugleich wirksam sind, die größte Masse, die üppigste Fülle der Vegetation;
2) in der ungleichen numerischen Vertheilnng der Pflanzen. Die Fahl der
Arten, Gattungen und Familien nimmt von den Polen nach dem Äquator hin zu.
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Das Verhältniß der Pflanzenarten auf den Parallelen 68, 45 und 0 drückt A. v.
Humboldt durch die Zahlen 1, 4, 21 aus. Spitzbergen hat 30, Nowaja Semlja
90, Island 642, Dänemark 3024, Frankreich 6000, das tropische Amerika 13000
Pflanzenarten. — Aber nicht blos die Mannigfaltigkeit der Bildungen, sondern auch
die Schönheit und Vollkommenheit derselben nimmt von den Polen nach dem Äqua-
tor zu.
Es verhalten sich
die blütenlosen zu den Blütenpflanzen
die Monokotpledonen zu den Dikotyledonen
die Holzpflanzen zu allen Blütenpflanzen
in der kalten in der ge- in der hei-
Zone mäßigten Zone ßen Zone
wie 1 zu l, wie 1 zu 2, wie 1 zu 9,
wie 1 zu 3, wie 1 zu 4, wie 1 zu 6,
wie 1 zu 100, wie 1 zu 80, wie 1 zu 5.
Die nur einmal blühenden, Pflanzen sind in der gemäßigten Zone am zahl-
reichsten und nehmen nach dem Äquator hin ab.
3) Die Größe der Individuen nimmt von den Polen nach dem Äquator hin
zu. In der kalten Zone wachsen nur Sträucher, keine Bäume, in der gemäßigten
Zone weniger Bäume als in der heißen. Außerhalb der Tropen gibt es nur ein-
zelne bedeutend große Bäume, innerhalb derselben erreichen dagegen die Stämme fast
aller Bäume eine außerordentliche Höhe und Dicke und auch der Umfang der Krone
ist meist sehr beträchtlich. Palmen werden 150, die Wachspalme sogar 180, Gummi-
bäume in Äustralien 200, auf Tasmania 234, die Sebent Californiens über 300 F.
hoch, die Stämme der letztern haben bisweilen einen untern Durchmesser von 31,
die der virginischen Cypresse in Mexico von 30 — 37, die der Asfenbrodbäume in
Afrika bisweilen 90 — 120 F. Umfang. Am Nerbudda hat ein einziger Banianen-
baum einen ganzen Wald gebildet (Alexander der Große und sein Heer). Der Ka-
stanienbaum am Ätna. Pflanzen gleicher Familie, die in kältern Gegenden Gräser
oder Kräuter sind, treten in wärmern, zum Theil schon in Südeuropa, als Sträu-
cher und Bäume auf, z. B. das Rohr, die Hülsenpflanzen, die Malven, selbst die
Farnkräuter. Pflanzen, die in kältern Ländern strauchartig bleiben, sind in wär-
mern hochstämmige Bäume, z. B. die Birke. Der Weinstock hat bei uns ttur dünne,
südlich vom Kaukasus dagegen 3 —6 Zoll im Durchmesser haltende Stämme.
4) Die Blätter der Pflanzen werden von den Polen nach dem Äquator größer
und zusammengesetzter. Einfache schmale Nadeln haben die in kältern Ländern vor-
herrschenden Coniferen; größer, besonders breiter, jedoch meist einfach sind die Blätter der
sommergrünen Laubhölzer (Amentaceeu) der gemäßigten Zone, z. B. die der Magno-
lien Nordamerikas 1—2 Fuß lang, Vz F. breit; beträchtlich groß und oft vielfach
zusammengesetzt sind die Blätter der Pflanzen in der heißen Zone, z. B. die des Brod-
fruchtbaumes 1 — 3 F. lang, 8 Zoll breit, der Cocospalme 12 — 14 F. lang,
breit, der Weinpalme 13 F. lang, 9 F. breit, der Wachspalme 18—24 F. lang,
der Banane 10 F. lang, 1 F. breit, der Victoria regia, die rund sind und 5—6 F.
im Durchmesser halten. Die Nadeln der Coniferen sind in heißen Ländern länger
als in kältern, z. B. die der Tschelu-Fichte in Kaschmir 12, die der Weißtanne
kaum 1 Zoll lang. Die Laubhölzer haben in kältern Gegenden sommergrüne, breite
und zarte (Eichen, Buchen, Weiden), in wärmern immergrüne, dicke, lederartige
und glänzende (Citronen), in heißen immergrüne, große, besonders schön geformte,
mehr oder weniger stark behaarte, oft silberglänzende Blätter (Brodfruchtbaum).
Die Coniferen, Lärchen ausgenommen, tragen in allen Zonen das ganze Jahr
hindurch grüne Nadeln, behalten jedoch nicht beständig dieselben. Die Nadeln der
meisten haben eine drei-, die der Föhre eine vierjährige Dauer. Die abgefallenen
werden aber alsbald durch junge ersetzt. Die sommergrünen Laubhölzer der kalten
und gemäßigten Zone verlieren im„Herbste ihre Blätter und bekommen sie erst rm
-Frühjahre wreder. Je näher dem Äquator, desto größer wird die Zahl der immer-
grünen Laubhölzer. In Nordeuropa behalten von den einheimischen Holzpflanzen
nur Hülsen und Mistel ihr Laub, in Südeuropa dagegen die meisten, und innerhalb
der Wendekreise gibt es nur immergrüne Laubhölzer. Die letztern behalten jedoch
keineswegs beständig dieselben Blätter. Diese fallen vielmehr ab, wenn ihre Zett
gekommen ist, die des Baobab jedes Jahr einmal, die von Namariuckus Indica so-
gar zweimal, doch werden sie alsbald durch junge ersetzt und die Bäume sind also
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stets belaubt, während die Laubwälder unserer Zone lauge Zeit entblättert dastehen
und uns deßhalb so traurig auffallen. In wasserarmen Gegenden der Tropenzone
verlieren jedoch einige Laubhölzer, z. B. die Katinga- Gebüsche Brasiliens während
der heißen Jahreszeit auf längere Zeit ihre Blätter und bieten dann dem Auge einen
eben so traurigen Anblick dar, wie unsere Wälder im Winter.
5) Größe, Schönheit und Wohlgeruch der Blumen der Gewächse nimmt von
den Polen nach dem Äquator zu. Die Blumen der einheimischen Waldbäume und
Sträucher nördlicher Gegenden sind klein und unansehnlich, die der Obstbäume, wenn
auch klein, doch schön. In Südenropa haben die Sträucher (Oleander, Schneeball)
und selbst Bäume (Granat) große und schöne Blumen, in Nordamerika zwischen dem
43. und 45. Parallel Waldbäume, z. B. Magnolien, 3 — 8 Zoll lange Blüten.
Am Äquator prangen zahlreiche hochstämmige Bäume mit Blüten, die groß und
prachtvoll wie unsere Lilien sind. Am Magdalenenflusse in Südamerika wächst eine
Aristolochia, deren Blumen von 4 Fuß Umfang die Knaben bei ihren Spielen als
Müßen tragen, in Java eine Rafflesia, deren Blüte 3 Fuß Durchmesser hat und
14 Pfund wiegt. Während die Blüten der Pflanzen kälterer Länder oft farblos,
meist blaß und einförmig sind, zeichnen sich die wärmerer Länder durch hohe lebhafte
Farben aus. Die wohlriechendsten Blumen sind in der heißen Zone, nur nicht in
Äustralien.
6) Von den Polen nach dem Äquator werden die Früchte der Pflanzen immer
größer und köstlicher. Die herrlichsten Früchte haben die Pflanzen der heißen Zone,
z. B. Palmen, Bananen, Brodbäume.
7) Je mehr man sich dem Äquator nähert, desto mehr Pflanzen findet man,
die edle Gewürze, kräftige Arzneimittel, köstliche Harze, wohlriechende Öle, wohl-
schmeckenden Milchsaft, starke Gifte enthalten, überhaupt sehr mark- und saftreich sind.
8) In der kalten Zone ist der Boden mit dunkeln unansehnlichen Moosen und
Flechten, in der gemäßigten mit schönem grünen Rasen, in der heißen mit Schma-
rotzer- und Schlmgpflanzeu bedeckt, die oft die schönsten und dufteudsten Blüten
tragen. Die schönen Wiesen des mittlern Europa fehlen dem höhern Norden wie
den heißen Ländern gänzlich.
9) In kältern Gegenden herrschen die Nadel-, in den wärmern die Laubhölzer
vor. Coniferen wachsen hier nur auf Gebirgen.
10) Die Gegenden um die Polarkreise und die kältern Theile der gemäßigten
Zone sind vorzugsweise die Heimat der geselligen Pflanzen, dort Moose "und Flech-
ten, hier niedrige Gräser, Getraide, Ericaarten, Eichen, Buchen und Tannen, die
z. B. die europäische Vegetation so einförmig machen (Wiesen, Getraidefelder, Hai-
den, Laub- und Nadelwälder); minder zahlreich sind die geselligen Pflanzen in den
wärmern, noch seltener in den heißen Ländern. Hier herrscht die größte Mannig-
faltigkeit; Pflanzen zahlreicher verschiedener Arten stehen dicht neben einander, keine
Pflanze übt über die andere eine Herrschaft aus, selten z. B. sieht man Wälder, die
aus Bäumen derselben Art bestehen.
11) Der Unterschied zwischen,,den Vegetationen der verschiedenen Jahreszeiten
nimnlt von den Polen nach dem Äquator," selbst von dem Innern der Continente
nach der Küste hin immer mehr ab. In kältern Gegenden verschwindet im Herbste
der Kälte wegen das frische Grün der Vegetation, es sterben alle einmal blühenden
Pflanzen ab und dauern nur als Samen fort, die sommergrünen Laubhölzer ver-
lieren ihre Blätter und stehen im Winter als nackte, blattlose Stämme da, die
ganze Natur liegt viele Monate lang unter Eis und Schnee in winterlichem Schlum-
mer erstarrt; nur die Coniferen behalten ihre grünen Nadeln und die Getraidearteu
grünen unter der Schneedecke fort. Im Frühlinge erweckt die wärmer scheinende
Sonne die schlummernde Vegetation, Alles knospet und grünet aufs neue. Mit der
Zunahme der Wärme im Sommer entwickelt sich die Vegetation zur größten Fülle,
Blüten entfaltend und Früchte reifend. Dieser Unterschied zeigt sich im Innern
der Festländer, z. B. in Osteuropa am größten; er ist an den Küsten und auf den
Inseln weniger schroff. In England z. B. grünen auch im Winter manche Pflanzen
im Freien: Myrten, Lorbeer, Camellien, Fuchsien, der Rasen. In wärmern Gegen-
den, wo der selten fallende Schnee nicht liegen bleibt, ist der Unterschied der Vege-
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tationen in den verschiedenen Jahreszeiten noch geringer. Nnr ein Theil der Pflanzen
versinkt in winterlichen Schlmmner, viele dagegen/wenigstens die vorherrschenden:
Citronen, Lorbeeren, Oliven, Myrten, Oleander, Granaten, bleiben ewig grün, so
daß die Vegetation, wenn sie im Sommer anch üppiger nnb schöner ist, im Winter
doch fortgrünt, selbst blüht. Näher den Wendekreisen, wo gar kein Schnee mehr
fällt, zeigt die ganze Vegetation ein immergrünes Kleid, doch ist sic während des
Sommers der des Winters nicht gleich. Im Sommer treten Pflanzengattnngen der
heißen, im Winter die der gemäßigten Zone hervor. Besonders ist dies bei den
Cultnrgewächsen der Fall. So werden um Delhi in Indien während des Sommers
Reis, Indigo, Baumwolle, Mais ». a. Cnltnrpflauzen der heißen Zone, und während
des Winters die Getraidearten der nördlichen Gegenden: Waizen, Gerste, Hafer,
Hirse, ferner unsere Hülsenfrüchte, Rüben ». a. gebaut. In der heißen Zone endlich
hat die Vegetation nicht bloß ein immergrünes Kleid, sie ist auch das "ganze Jähr
hindurch gleich, ist nur während der Regenzeit üppiger. Die Bewohner haben nie
den Anblick einer nördlichen Winterlandschaft, aber anch nicht den schönen Naturgenuß,
den uns die Vegetation im Frühlinge gewährt, wenn die ersten grünen Blätter her-
vorsprossen, wenn die ersten Blüten sich entfalten.
bj In den Regionen. Wenn man am Abhange hoher Gebirge vom Fuße nach
dem Gipfel aufsteigt, so bemerkt man in,, der Vegetation dieselben Veränderungen,
welche man warnimmt, wenn man vom Äquator nach den Polen geht.
§. 174. Iii. Vegetation der verschiedenen, Halbkugeln.
a) Die Vegetation ist bei gleicher Entfernung vom Äquator in der nördlichen
und südlichen Halbkugel verschieden.
1) Von den Nadelhölzern kommen Fichten, Tannen und Lärchen, ferner Cy-
presscu, Wachholder und Taxus nur in der nördlichen, dagegen Kanrisichten (Dam-
mara), Arancaricn ». a. nur in der südlichen, Podocarpus ». a. in beiden Halb-
kugeln vor.
2) Die sommergrünen Lanbhölzer gehören fast ausschließlich der nördlichen
Halbkugel an.
3) Die Proteaceeu, z. B. der Silberbaum, und die Epacrideen Australiens sind
ausschließlich der südlichen Halbkugel eigen.
4) Die Myrtaceen, z. B. Eucalyptus in Australien, und die Indem, z. B.
Moraea am Cap herrschen in der südlichen Halbkugel vor.
5) Die Mimosen Australiens haben in der nördlichen Halbkugel nur Repräsen-
tanten, die blattlosen fehlen gänzlich.
6) In der südlichen Halbkugel kommen mehr holzartige Gewächse, anch mehr
Saftpflanzcn, besonders im Caplande vor als in der nördlichen; aber auch mehr
schmale trockne Blätter und nur selten saftvolle, eßbare Früchte, da die Obstarten
fehlen.
7) In der südlichen Halbkugel sind ans gleichem Raume mehr Pflanzenarten
als in der nördlichen; in Südafrika z. B. bedecken 280 Ericaartcn ein kaum so großes
Areal als das gemeine Haidekrant in Nordeuropa und die krautartige Haide in den
Ländern ums Mittelmeer. Während die europäischen Wälder ans vorherrschend einer
Banmart bestehen, bilden in Australien 100 Arten von Eucalyptus und 200 von
Proteaceeu die Wälder.
b) In der östlichen und westlichen Halbkugel:
1) Die Vegetation der nördlich kalten Zone ist in beiden Halbkugeln wenig
verschieden.
2) Während die Vegetation der nördlich gemäßigten Zone unter gleicher Breite
in Europa und Asien ziemlich gleich ist, ist sie in Nordamerika im allgemeinen viel
üppiger und mannigfaltiger als in der allen Welt. Die Nadel- wie die Laubhölzer
sind dort viel artenreicher als hier. Europa hat kaum 45 Banmarten, deren Stamm
über 30 F. hoch wird, während Nordamerika 137 derselben hat. Die Waldbäume
Nordamerikas (Magnolien, Pseudacacicn, Tnlpenbäume) zeichnen sich durch große
schöne Blumen vor denen der alten Welt aus. In Nordamerika finden sich Repräsen-
tanten mehrer tropischer Familien, die in Europa und Nordasrika entweder ganz
fehlen oder nur sparsam vorkommen.
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3) Die Vegetation der heißen Zone ist in der neuen Welt, wo Wärme und
Feuchtigkeit zugleich wirken, viel üppiger und formeureicher als in der alten Welt.
Wenn auch die' meisten Familien beiden Continenten gemeinsam und zwischen beiden
ungefähr gleichförmig vertheilt sind, so ist doch die Zahl der Arten, die Mannig-
faltigkeit der Form in Südamerika am größten. Dagegen steht in der Fruchtbildung
die südamerikanische Vegetation der tropisch asiatischen nach. Köstliche Harze, edle
Gewürze nud kräftige Arzneimittel sind in Südamerika seltener als in Ostindien.
Der Baobab kommt'allein in Afrika vor.
4) Wenn auch, was die Vegetation der südlich gemäßigten Zone betrifft, die
Epakridcen, Casuarinen u. a. Familien Australiens in Afrika, dagegen die afrika-
nischen Ericcen, Aloe n. a. in Australien gänzlich-fehlen, die Myrtaceen (Eucalyptus)
und Mimosen in Australien, dagegen die Jridecn, Geranien und Saftpflanzcn in Afrika
vorherrschen, so ist doch die Vegetation beider Erdtheile im allgemeinen in vielfacher
Beziehung sehr ähnlich. Viele Pflanzenfamilien, z. B. Protaccen mit steifen Blättern
sind in beiden gleich herrschend, in beiden zeigt sich die größte Mannigfaltigkeit der
Arten. Dagegen ist die Vegetation beider von der Südamerikas verschieden, das die
charakteristischen Formen der östlichen Halbkugel (Proteacecn, Epakridcen, Ericecu,
Myrtaceen, Mimosen u. a.) entweder gar nicht oder sehr sparsam besitzt, dagegen mit
der Vegetation Europas, überhaupt der nördlichen Halbkugel, große Ähnlichkeit hat.
8. 175. Iv. Die Hauptformeu der Vegetattou.
Die Physiognomie der Vegetation eines Erdraums hängt weniger von allen
darin wachsenden Pflanzen als von der Physiognomie einzelner vorherrschender
Formen ab. Diese sind
1) Die gesellig wachsenden Gräser. In den kältern nördlichen Gegenden bilden
die niedrigen Gräser schöne Wiesen, die Getraidearten Saatfelder; in den wärmern
Gegenden und innerhalb der Wendekreise wachsen die hohen, oft baumartigen Gräser
die schon in Italien beginnen (Arundo donax), im tropischen Amerika die Llanos,
in beiden Indien als Bcimbusgebüschc schattige Bogengänge bilden;
2) Die Bananen mit ihren schönen grünen'blättern und ihren prachtvollen
Blumen bilden Gebüsche um die Wohnungen der Menschen, schmücken die tropischen
Gegenden, wie Saatfelder die nördlichen und ernähren durch ihre Früchte die Be-
wohner der heißen Zone ebenso wie das Getraide die der gemäßigten;
3) die Pandanen und Drakäncn heißer Gegenden belauben mit ihren langen,
fast geraden, lanzettförmigen, glänzend grünen Blättern in regelmäßigen Spiralen
den Gipfel der Stämme;
4) die Ananas-Gewächse mit ihren den der Pandanen ähnlichen, nur graulich
grünen Blättern, prachtvollen Blüten und wohlschineckenden Früchten helfen vorzugs-
weise die Fülle der tropischen Vegetatioit bedingen;
5) einzeln in heißen Gegenden wachsen die bläulichen Agaven der neuen imb
die Aloe der alten Welt;
0) die Palmen mit ihren hohen, schlanken, geringelten, bisweilen stachlichlen,
nie verästeten Stämmen und ihren bald gefächerten, bald gefiederten, oft grasartig
gekräuselten, bis 25 F. langen, mir an der Spitze des Stammes stehenden Blättern
ragen in heißen Gegenden bald einzeln aus der Mitte anderer Gewächse hervor,
bald bilden sie gesellig wachsend große, bezaubernd schöne Wälder, nehmen jedoch
vom Äquator gegen die gemäßigte Zone an Pracht und Größe ab;
7) die krautartigen Farn gehören der kalten und gemäßigten, die baumartigen
der heißen Zone an. Die letzten, den Palmen ähnlich, wachsen meist mit andern
Pflanzen gemischt im Schatten der Urwälder, häufig indeß auch gesellig, in großen
Massen dicht neben einander stehend, und haben einen bedeutenden Einfluß ans die
Physiognomie der tropischen Vegetation;
8) die Mimosen, theils Sträucher, theils Bäume mit zart gefiederten Blätteril
und schirmartig wie die der Pinien vom Stamme abstehenden Asten. Die wahren
Mimosen finden sich nur tu der heißen Zone, wo sie oft große Ränme ganz bedecken;
die Aeacien dagegen herrschen, große Wälder bildend, vorzugsweise iu den wärmern
Gegenden der südlich gemäßigten Zone, besonders in Australien, wo sie durch ihre
1863 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Flathe, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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eigenthümlichen Blätter die Vegetation vorzugsweise charakterisiern, und in Chile;
die Robinien repräsentiern in Nordamerika die Mimosenform;
9) Die Nadelhölzer (§. in. a. l) finden sich zwar in allen Zonen, bestimmen
jedoch nur vorzugsweise im Norden, wo große Wälder ausschließlich ans Contferen,
bestehen, die ganze Physiognomie der Vegetation. In wärmern Gegenden, besonders
innerhalb der Tropen wachsen sie meist an den Abhängen der Berge und treten selten
in so großen dichten Massen auf wie bei uns. In der südl. gemäßigten Zone bilden
die schönen Araucarien in Chile, die eigenthümlichen Casuarinen in Australien aus-
gedehnte Wälder;
10) die gesellig wachsenden Haidekräuter mit ihren nadelförmigen Blättern
und glockenförmigen, oft prachtvollen Blüten finden sich nur in der östl. Halbkugel,
jedoch nicht in Asien. In Afrika sind sie am artenreichsten. Die niedrigen bedecken
in Nord- und Mitteleuropa fast ausschließlich weite Landflächen. Die baumartigen
finden sich in Afrika und Südeuropa (die Cistnsgebüsche Spaniens).
11) Die Myrtengewächse mit steifen, glänzenden, dicht gedrängten Blättern
geben 3 Erdstrichen einen eigenen Charakter: dein südl. Europa, besonders den In-
seln des Mittelmeeres, dem westl. Südamerika und Australien, wo die schönen, aber
auffallenden, hochstämmigen Eucalyptus % der Wälder bilden und vorzugsweise die
Physiognomie des Landes bedingen;
12) Die Laubhölzer in 3 verschiedenen Formen: a) die gesellig wachsenden
Laubhölzer mit breiten und zarten, sommergrünen Blättern, die Amentaceen, gehören
vorzugsweise der nördlichen kältern Hälfte der gemäßigten Zone an, nur die Weiden
finden sich, Australien ausgenommen, überall. In der nördl. Erdhälste geben haupt-
sächlich die Laubhölzer der Vegetation ihre eigenthümliche, mit den Jahreszeiten
wechselnde Physiognomie; b) die Laubhölzer mit dicken, lederartigen, glänzenden und
immergrünen Blättern (z. B. Citronen) gehören der wärmern Hälfte der gemäßigten
Zone an, reichen indeß in der südl. Halbkugel auch bis in die kältere, während in
dieser ini Norden nur einzelne Repräsentanten vorkommen; c) die Laubhölzer mit
großen, schön geformten, mehr oder weniger stark behaarten, niedlich ansgeschlitzten,
oft silberglänzenden, immergrünen Blättern (Brodfrnchtbaum und Malven) kommen
in der heißen Zone vor;
13) die Cactus, fast nur der neueil Welt angehörend, impom'ren durch ihre
seltsamen Gestalten und ihre oft prachtvollen Blüten in sollst pflanzenleeren Wüsteil;
14) die fleischigen Gewächse (Ficoideen lind Semperviven), iiur Kräuter und
Sträucher, bestimmen, wo sie in Masse auftreten, wie in Südafrika, durch ihre
seltsamen Gestalten und schöllen Blüteil zuln Theil deil Charakter der Vegetation;
15) die Liliengewächse siild über die ganze Erde verbreitet, ihr Hauptvaterland
aber ist Südafrika, wo sie in der ilassen Jahreszeit weiteil Streckeil das Anseheil
des buntesten Teppichs gebeil;
16) die Lianen verleihen den Urwälderii im tropischen Amerika ihre außer-
ordentliche Fülle. In Ostindien tritt dafür der Rotang auf;
17) die Pothosgewächse mit saftigem, krantartigem Stängel, mit bald pfeil-
förmigen, bald gesiilgerten, stets dickadrigen Blättern überziehen innerhalb der Tropen
wie bei uils Moose lind Flechten, deil alternden Stamm der Waldbäume und werden
außerhalb der Wendekr. durch Arum und Calla palustris repräsentirt;
18) die Orchideen, ausgezeichnet durch hellgrüne, saftvolle Blätter wie durch
vielfarbige Blüten von wunderbarem Baue (Vanille) beleben deil vom Licht ver-
kohlteil Stamm der Tropenbäume und die ödesten Felsenritzcn und schmücken vor-
zngsweise die Urwälder der Tropen mit der üppigsten Vegetatioir;
19 u. 20) die Moose llild Flechten überziehen ill nördlichen Gegenden wie die
Orchideeil und Pothosgewächse in der heißeil Zone die Stämme der Waldbänme und
die Oberfläche der Felsen, bedecken aiich gesellig ileben einander wachsend den Boden
in weiter Ausdehnung und erhalten dadurch einen großen Eiiifluß auf die Vegetation.
8. 176. V. Die Wälder.
Von den Hauptpflanzenformen siild es vorzugsweise die größern, die Bäume
und Sträucher, welche besonders wenn sie Wälder bilden, die Physiognomie der
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Länder bestimmen. Den Nordküsten der alten und neuen Welt wie den Südpolar-
ländern und den Gipfeln aller Hochgebirge, dem großen Wüsten- und Steppengürtel
Afrikas, Asiens und Europas, wie den Llanos und Savannen Amerikas fehlen die
Wälder gänzlich, in andern Gegenden kommen nur einige waldlose Districte vor;
die übrigen Länder haben aber mehr oder weniger große Wälder, deren Charakter
jedoch nach Zonen, Halbkngeln und Erdtheilen verschieden ist. Es gibt immer-
grüne Nadel-, sommer- und wintergrüne Laubwälder und solche, deren Bäume
steifes Laub tragen.
k) Die immergrünen Nadelwälder finden sich in der nördl. Halbkugel der alten
und neuen Welt, in kältern Gegenden auf Gebirgen und im Tieflande, in wärmern
nur auf Gebirgen. Die waldbildcnden Nadelbäume Europas sind im Norden und
in der Mitte vorzugsweise die Kiefer und die Lärche, die Roth- und die Weiß-
tanne, im Süden die Zirbelnußkiefer, die Pinie und die Cypresse. In Nordasien
treten außer den europäischen noch einige denselben verwandte Arten, weiter südlich
die Ceder u. a. auf. Es herrscht also große Einförmigkeit in den Nadelwäldern der
alten Welt. Formenreicher sind die der neuen, wo über 40 bekannte Arten vor-
kommen, z. B. die Weihrauchund die Weymouthskiefer, die canadische und die
Fremonts-, die schwarze und die weiße Fichte. Die einförmigen U1r>sbari6n8 und
die Juniperus-, Ccdern- und Cypressenwälder in den Lcvamps an der Ostküste. Phy-
siognomie der Nadelwälder.
2) Die sommergrünen Laubwälder finden sich in den kältern Gegenden der
alten und neuen Welt und zwar im Tieflande südlicher, am Abhange der Gebirge
niedriger als die Nadelwälder, doch läßt sich eine scharfe Grenzlinie zwischen beiden
nicht ziehen. Im westl. Mitteleuropa trifft inan Eichen- und Buchen-, im östl.
Eichen- und Lindenwälder, worin auch Ulmen, Pappeln, Erlen, Eschen und Ahorn
wachsen, weiter nördl. sind Birken, weiter südl. Kastanien die waldbildenden Bäume,
zu denen sich in Griechenland die Platane gesellt. Asiens Laubwälder gleichen in.
Ganzen den europäischen, nur die Buche fehlt, die Balsampappel und die Platane
dagegen treten häufiger rurd einige Amentaceen neu auf. Im allgemeineu ist der
Formenreichthum der Laubwälder größer, als der der Nadelwälder.
In den wärmern Gegenden der nördl. gemäßigten Zone der alten und neuen
Welt zeigt sich bereits ein Übergang zu den formenreichen Wäldern der Tropen.
Die Mannigfaltigkeit wird größer, die Physiognomie eine andere. Neben den sommer-
grünen Laubwäldern auf dem Rücken der Gebirge bilden immergrüne Bäume in der
Ebene Haine. In der alten Welt sind die neu auftretenden Formen Pfirsiche und
Mandel, Olive liub Pistacie, Citrone und Pomeranze, Lorbeer und Myrte, Olean-
der und Granat', selbst Palmen; in der neuen Welt Gleditschien und Robinien,
Tulpenbäume und Magnolien, Palmen rurd andere. Die Blätter der meisten
dieser Bäume sind groß, dick, lederartig und glänzend (Citrone), die anderer steif
(Lorbeer). Große und schöne Blumen, die unsern Laubwäldern fehlen, sind hier der
Schmuck mehrerer hochstämmigen Bäume (Magnolien, Tulpen- und Granatbäume)
und namentlich vieler Sträucher.
3) Der Gürtel der immergrünen oder formenreichen Wälder liegt größtentheils
innnerhalb der Wendekreise der alten und neuen Welt. Der Charakter derselben
besteht vorzugsweise in dem unendlichen Formenreichthume. Während unsere Nadel-
und Laubwälder nur aus je einer einzigen oder doch nur aus wenigen geselligen
Baumarten bestehen, treten in jedem Walde der heißen Zone selbst in kleinem Um-
kreise unendlich viele Formen auf, in einem einzigen Walde Javas, z. B. außer
einer großen Menge anderer Baumarten über 100 verschiedene Feigen, so daß keine
Baumart über die andere eine Herrschaft ausübt. Waldbildende Bäume der heißen
Zone sind unter andern Palmen, Malvaceen und Bombaceen (z. B. der Baobab
in Afrika, der Händebaum in Mexico, die Carolinea in Guyana), Mimosen (z. B.
die echten Acacien, Tamarinden), Feigen, (z. B. die Sycomore, der Kautschuk, die
Banrane), Kuhbäume in Caracas, Brod-, Teak-, Ebenholz-, Balsam-, Zimmt-,
Kampfer- und Mahagonibäume, baumartige Farn und 100 andere. Charakteristisch
sind ferner die hohen und dicken Stämme wie die umfangreichen Kronen, die großen
und vielfach zusammengesetzten, meist behaarten, oft silberglänzenden, immergrünen
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Blätter, die großen prachtvollen und wohlriechenden Blumen und die köstlichen Früchte
der Walbbäume, die zahllosen Pothosgewächse und Orchidern, welche an den Bäumen
wachsen, so daß ein einziger einen ganzen Blumengarten trägt, die unendliche Menge
von Lianen, welche die Bäume umschlingen oder wie Guirlanden sich von einem
Baume zum andern hinziehen und zwar von der Wurzel bis ;um Gipfel, so daß
der Wald undurchdringlich wird.
4) Die Wälder, deren Bäume steifes Laub haben, finden sich in der südlich
gemäßigten Zolle vorzugsweise der östl. Halbk. Charakteristisch ist der unendliche
Artenreichthum der Waldbäume Ailstralicns. Es finden sich aus der vorherrschenden
Familie der Myrtaceen der 100 verschiedene Arten bildende Gummibaunr lind der
Theebanm, aus der Gruppe der Mimosen die liilendlich artenreichen (echten) Acacien
(z. B. die blattlosen), aus der gegen 400 Arten bildenden Familie der Proteaceen
z. B. die Banksien, ferner die wrlnderbaren Casnarinen. Dessenungeachtet sind die
Wälder einförmig, weil die Balimarten mir wenig verschieden sind, und in je einem
Walde illlr Gummibäume, nur Acacien, nur Casnarinen stehen. Charakteristisch ist
ferner, daß viele Bäume nicht ihr Laub, sondern ihre Niilde wechseln, daß die Blätter
trocken und lederartig, hart und starr, selbst holzig, blau oder graugrün ohne Glanz
und Frische sind und senkrecht stehen, daß nranchen Bäumen, (den blattlosen Acacien
und Casnarinen) die Blätter gänzlich fehlen, daß die Wälder (die der Bailksien aus-
genommen) wenig Schatten geben, weil die Bäume weit auseinander stehen, viele
derselben blattlos sind nild die Blätter und Zweige anderer sich dicht an die Stämme
anschließen. Die südafrikanischen Wälder siild den australischen ähnlich und bestehen
hauptsächlich ans Proteaceen nub Ericeen, die südamerikanischcn erinnern theils an
die nordischen, theils an die tropischen §. m g. 4.
§. 177. Die Pfanzenzoncn und Regionen nach A. v. Roon.
a) Die Pflanzenzonen: l) die Zone der Banane zu beiden Seite des Äquators
in der Mitte der Regeirzone;
Fig. 26.
2) Die Zone der immergrünen Laubhölzer und der Edelfrüchtc int subtropischen
Wärmegürtel der nördl. und südl. Halbkugel, etwa von je einem Wendekr. bis zur
Polargrenze der Negenzone;